Wasser wird zum raren Gut Teil 2:

Empfehlenswerte Gartenpflanzen für den Sommer

Mittelmeer -Feeling, nur Bäume und Sträucher sind grün (Am Turnerplatz Rodheim)

Viele Menschen fahren im Sommerurlaub ans Mittelmeer. Gar nicht selten sieht es dort zwischen Juni und August so aus wie bei uns in diesem Jahr. Ich stelle mich darauf ein, dass es bei uns zukünftig noch öfter so sein wird. Die Hauptblütezeit haben wir dann von September bis November und ab Anfang Februar bis Mai. Es kommt halt darauf an, was man pflanzt.

Wer nicht auf Sommerblumen verzichten möchte, hat folgende Möglichkeiten:
Herbstaussaat direkt ins Beet: Dazu eignen sich Ringelblumen, Rittersporn, Jungfer im Grünen, Klatsch- und Schlafmohn, Kornblumen, Nadelkerbel, Bartnelken, Goldlack, auch Vergissmeinnicht, Stiefmütterchen, Tausendschön Königskerzen und Nachtkerzen. Die Vorteile der Herbstaussaat: Der Boden ist warm, in den kühleren Nächten kondensiert der Tau und steht den Samen zum Quellen zur Verfügung. Regen und Gießwasser verdunsten kaum noch. Die Pflanze konzentriert sich auf die Wurzelbildung, d.h. sie bildet längere und besser verzweigte Wurzeln. Die Pflanzen werden kräftiger sein und mit Trockenphasen besser klar kommen.

398680G Blumenwiese "Werratal"  (100gr.)
Blumenwiese “Werratal” (Foto Fa.Gewiehs GmbH)
Verschiedene Cichorium-Sorten

Herbstaussaat geht aber auch bei Gemüse: Ab August bis zum Oktober können die Schnellentwickler, wie z. B. Pflück- und Schnittsalat, Feldsalat, Spinat, Radieschen, Rukola, Kresse und Asiasalate ausgesät werden. Sie benötigen nur wenige Wochen von der Aussaat bis zur Ernte, noch vor dem ersten Frost. Wenn Sie noch Samen übrig haben, können Sie auch die im Foto abgebildeten Radicchio, Catalogna oder `Variegata del Castelfranco´ oder verschiedene Kohlarten aussäen. Das gibt keine Köpfe mehr, aber Blätter zum Pflücken. Es gibt aber auch Sorten, die bis Oktober gesät werden, um im nächsten Frühjahr einen besseren Start zu haben: Wintererbsen, Wintersalat, Winterblumenkohl. Sie gehen in geringer Höhe – 4-6 cm – in den Winter und treiben bereits weiter, wenn der Boden sich auf über 4°C erwärmt. Sie haben die gleichen Vorteile wie bei den Blumen genannt.

Der einzige Nachteil der Rose `Angela´: Sie duftet nicht. – Wer aufmerksam im Dorf unterwegs war, konnte im August/September noch üppig blühende Rosensträucher sehen

Pflanzen Sie Bäume, Sträucher (z.B. Rosen) wieder wurzelnackt im Herbst und nicht aus dem Container. Achten Sie bei Topfstauden darauf, dass sie nicht “überständig” sind. Wenn die Wurzeln sich nämlich schon an der Topfwand kringeln, nutzt auch das empfohlene Anschneiden nicht viel zur Neubildung.

2021: frisch angelegt mit blühenden Astern und Johanniskraut, hinten Heiligenkraut und Schnittlauch; Standort halbschattig
2022, Standort gegenüber: die Kissenaster hat sich gut entwickelt, hat die Blüte noch vor sich, aber viel grün

Weitere empfehlenswerte Stauden finden Sie auf dem Kreisel vor Heuchelheim und auf dem öffentlich zugänglichen Gelände der Firma Dormiente.

Blauraute (Perovskia atriplex) (am Heuchelheimer Kreisel)
Im Halbschatten gedeihen die meisten Hosta vorzüglich und vertragen längere Trockenheit (bei dormiente)

Zwei Klimagewinner: Die meisten Leute, die es schon mal mit Artischocken versucht haben, haben die Pflanzen über Winter verloren. Das Foto unten entstand zwar in der Pfalz, aber es wird immer leichter mit der Kultur auch bei uns. Ein Mimöschen war bisher die Säckelblume, von der es etliche schöne Sorten gibt. Das ändert sich gerade.

Die Artischockenblüte (Cynara scolymus) ist wie alle Disteln ein Insektenmagnet
Blütenstand der Säckelblume (Ceanothus cv.) Der Strauch steht vor der Schuhannahmestelle in Fellingshausen.

Die richtigen Pflanzen für heiße Sommer sind die aus dem Mittelmeerraum stammenden Halbsträucher wie Lavendel, Rosmarin, Salbei, Thymianarten, Johanniskräuter, Gamander (Teucrium).
Sogar Zistrosen gedeihen schon bei uns. Bei den Sträuchern kann ich die schmalblättrige Ölweide (Eleagnus angustifolius) wärmstens empfehlen. Sie sieht den Olivenbäumen sehr ähnlich (verwandt), ist aber immun gegen Hitze und Frost. Die oft geschmähten Geranien (Pelargonium-Sorten) kommen gut mit der Hitze klar. Viele einfach blühende haben in diesem Sommer sogar Samen gebildet. Von Fuchsien muss ich mich wohl bald verabschieden. Dagegen kommen die Schatten liebende Begonien (Knollen-, Baumbegonie) und die Funkien (Hosta) mit wenig Wasser aus – einmal gießen pro Woche reichte. Sie sind mir jetzt die idealen Kübelpflanzen im Halbschatten. Die Farne sind fast alle gewelkt, aber der Schildfarn stand 1a da (Polystichum setiferum). Zuverlässig grün waren fast alle Arten und Sorten von Elfenblumen (Epimedium)
Verabschieden müssen wir uns wohl von Phlox und Sonnenbraut. Sie stammen zwar aus den amerikanischen Prärien, wollen aber feuchten Boden. Gut geeignet sind dagegen Wegwarten, Schafgarben, Goldruten, lauter Pflanzen mit Pfahl- bzw. anderen Speicherwurzeln.

Nächste Folge: Wasser wird zum raren Gut Teil 3: die Bodenpflege

Blumengeschenk im Hochsommer

Nur 2 kleine Blütenstängel, sonst Früchte und Blätter

Falls Sie gerne Blumen aus dem eigenen Garten verschenken, dann haben Sie bei der derzeit herrschenden Hitze oft kaum noch etwas zu schneiden. Das muss jedoch kein Nachteil sein. Das abgebildete Gesteck enthält zwei kleine Stiele Mutterkraut. Die übrigen Pflanzen zeigen vor allem ihre grünen oder reifen Früchte. Hier sind es Kapseln von Speisemohn und Pfingstrosen, die halbreifen Früchte einer Wildrose (Hagebutten) und eine abgeblühte Kletterhortensie. Umrahmt wird es von kleinen Funkienblättern. Die Funkien kommen wunderbar mit der Trockenheit zurecht, obwohl sie doch typische Schattenpflanzen sind. Diese Art Gesteck war schon einmal Ende der 1980er Jahre als Strukturarbeit sehr beliebt. Offenbar kommt diese Gestaltung wieder, denn der unten abgebildete Strauß, den ich bei der Ausstellung der Prüfungsarbeiten der Floristinnen im Hessenpark aufnahm, zeigt die ersten Anklänge dazu.
Wer noch nie so einen Strauß gebunden hat: Es ist ganz einfach. Fassen Sie bei Ihrem Gang durch den Garten einfach mehrere Stiele einer Pflanze zusammen, dann fügen Sie ein weiteres Bündel einer anderen Pflanze eng daran. Es kann höher oder tiefer gesetzt werden. Schön wäre es, wenn dabei unterschiedliche Oberflächen beachtet werden, z.B. holzig (die Mohnkapsel), metallisch (die Hagebutten), wollig-filzig (die Pfingstrosen) usw. Das Ganze kann von einer Blattmanschette umgeben werden.
Vorteile dieser Arbeit: Sie halten viel länger als reine Blütensträuße. Verwelkte Blüten – oben eine Rosenblüte – machen gar nichts. Sie fügen sich mit einer anderen Oberfläche wunderbar in das Gesamtbild ein. Solche Sträuße sind oft nach Monaten noch ansehnlich verändern lediglich ihre Farbe.

Floristen-Gesellenprüfung 2022: Der Strauß enthält als Blüten nur Rittersporn, Löwenmäulchen und etwas Knöterich, wie der Kleine Wiesenknopf (rot) auch abgetrocknet noch schön anzusehen.

Fotos: Eveline Renell

Sind Haus-mit-Garten-Besitzer prüde?

Vorgarten in Rodheim-Bieber

Komische Frage, oder? Aber wenn man bedenkt, dass Blüten nichts anderes sind als auffällige Umhüllungen der Geschlechtsorgane der Pflanzen, dann kann man auf diese Idee kommen, wenn… 90 Minuten Busfahrt durch den Landkreis und von den hochgelegenen Sitzen aus eine gute Aussicht in die Vorgärten. Den blütenreichsten Vorgarten sah ich bereits auf dem Weg zur Bushaltestelle mit 10 Arten, unter anderem vielen Rosen. die haben jetzt Hochsaison. Ich begann zu zählen, immer wieder bis an mein Ziel. Die Zahl Null war sehr häufig – auch ohne die Schotter- und Pflaster-“Gärten”. Vielfach waren nur Hecken bzw. immergrüne Sträucher zu sehen, die nicht wegen ihrer Blüten gepflanzt worden waren. Dann gab es mal gefüllte Hortensien, die enorm viel Wasser brauchen, um gut auszusehen. Nahrung bieten sie keinem Tier. In manchen Gärten gab es zwei bis fünf blühende Arten, und dabei freue ich mich sogar über die wenig tierfreundlichen Geranien. Sie bringen wenigstens Farbe in die Umgebung. Um auf den zweiten Satz zurückzukommen: Geschlechtsorgane, auch wenn sie in Form von Blumen sind, will man offenbar nicht im Garten haben. Da ist es nur konsequent, wenn es in vielen Gärten wenigsten einige Lavendelsträucher gibt. Die Blüten sind zu klein, um Anstoß zu erregen. Aber sie sind sehr nützlich für Insekten.
Im Kontrast zu den gesehenen Gärten standen die Straßenraine und Verkehrsinseln, die von den Gemeinden gepflegt werden. Sie hatten definitiv mehr Blüten zu bieten. Das abgebildete Sträußchen habe ich in der Marschallwiese in Fellingshausen gepflückt. Obwohl diese Wiese gedüngt und dreimal jährlich gemäht wird, ist sie artenreicher als die meisten Gärten.

Im Strauß (im Uhrzeigersinn): Rose, Jakobskreuzkraut, Schafgarbe, Wilde Möhre (Mitte), Rotklee, Spitzwegerich, Wiesen-Pippau, Wiesen-Labkraut und Hornklee (Marschallwiese)

Wollen Sie es einfach, aber dennoch blühend und insektenfreundlich?
In der Folge bilde ich einige Pflanzen ab, die ich für sehr geeignet halte.

Diese Kugeldistel (Echinops ritro-Sorte) wurde im Herbst 2012 am ehemaligen Rewe-Nahkauf gepflanzt. Sie steht im Gras, wird nicht gepflegt und verbreitert sich von Jahr zu Jahr. Sie hat lange Wurzeln, die gut ans Bodenwasser herankommen. Zu sehen sind Erdhummeln (Weißer Po) und Steinhummeln (sandsteinfarbener Po)

Ebenfalls lange Wurzeln haben die Wegwarten (Cichorium intybus). In Biebertal wachsen sie an vielen Straßenrainen, bei Krumbach sogar mit rosa Blüten. Sie sind zweijährig. Die Wurzeln wurden/werden zur Herstellung von Ersatzkaffee verwendet. Aus ihnen treibt man auch den Chicoree.

Wegwarten blühen nur bis Mittag = Pflanze für Spätschichtarbeitende
Sie gehören mit zu meinen Lieblingspflanzen: Die Königskerzen. Im Fotos ist die schwarze Königskerze in unterschiedlichen Schattierungen zu sehen.

Die genaue Betrachtung lohnt sich bei Königskerzen- und Wegwartenblüte. Beide Pflanzen sind zweijährig.
Sie müssen jetzt gesät werden.

Alle gezeigten Pflanzen sind für sonnige und trockene Standorte. Sie brauchen normalerweise nicht gegossen zu werden. Die Blumenmischung unten ist einjährig.

Erdvorbereitung wie bei Rasenanlage. Mischung “Mössinger Sommer” gibt es bei verschiedenen Anbietern. Blütezeit mit unterschiedlichen Stars bis in den Spätherbst. Viele versamen sich und blühen nächstes Jahr wieder

Insektensommer 2022

Der NaBu ruft auf zur Zählung zwischen 3. und 12. Juni 2022 – 1 Stunde, in der Sie für einen guten Zweck in der Sonne entspannen dürfen!

Auch Ameisen sind Insekten, wie alle Tiere mit 6 Beinen (Foto Ev. Renell)

Nun haben wir uns doch entschlossen, an der Insektenzählung des NaBu Teil zu nehmen. Und das, obwohl wir von Insekten keine Ahnung haben. Vielleicht gibt es ja Leute in Biebertal, die sich wie wir in das Thema einarbeiten möchten oder schon Kenntnisse haben, die sie gerne teilen?
Es ist einiges los auf dem sonnigen Dach, wo auch ein Bienenstock von Susanne Schneider steht. Aber die Honigbienen wollen wir nicht zählen. Die großen Hummeln erkennen wir, auch Schwebfliegen und ein paar Schmetterlinge. Aber welche Hummelart ist unterwegs, zu welchem Schmetterling gehört die Raupe? Und welche Ameisenart hat ihr Gelege innerhalb eines Tages zwischen den Rhabarberblättern auf dem Kompost abgelegt? Man könnte meinen, sie hätten extra auf so eine Gelegenheit gewartet. “Ameisen sind wahre Erfolgsinsekten: Gut zehn Billiarden sollen von ihnen auf der Erde leben. Damit wäre jedes hundertste Tier eine Ameise. Es gibt bis zu 20.000 Arten, etwa 200 davon leben in Europa.” *1)

Wie geht die Zählung?

Zum Erkennen und zum Zählen hat der NaBu eine kleine Hilfe erstellt *3)

Meine ganz private Eselsbrücke: “Raps”-Ackerhummel, “Sand”-Steinhummel, mit weißem Hintern in der Erde, das ist doch schwer sauber zu halten = Erdhummel.

Und zum Schluss noch eine Marienkäferlarve auf einem Irisblatt: Die Larven vertilgen bis zu 3000 Blattläuse während ihres Lebens (etwa 600 pro Tag), das ausgewachsene Tier frisst um die 100 Blattläuse. Am meisten gefährdet sind Marienkäfer durch alle Arten von Giften in Haus und Garten.

Marienkäferlarve (Foto Ev. Renell)

*1) planet-wissen.de/natur/insekten_und_spinnentiere/ameisen

*2) Allgemein: Umwelt im Unterricht.de/Insekten und ihre Rolle im-Ökosystem

*3) Zählhilfe: Insekten Zählhilfe_Juni

Film Nabu, Screenshot von Nabu-Veröffentlichungen

Bald ist Kartoffelpflanzzeit

Verschiedene bunte Kartoffelsorten. Reihe oben (l-r): Blauer Schwede; Shetland Black; Linda; Reihe unten: Highland Burgundy Red; Bamberger Hörnchen; Herrmanns Blaue. © picture-alliance Foto: Simone R. Neumann
Rote, blaue, bunte und “normale” Kartoffeln von “Ellenbergs Kartoffelvielfalt

Für die meisten Kartoffelbauern ist es wirtschaftlicher, wenige Sorten anzupflanzen. Eine Ausnahme ist Karsten Ellenberg aus Barum bei Uelzen, vom dem auch die Kartoffeln stammen, die auf dem Fellingshäuser Wochenmarkt zur Pflanzung angeboten werden.
Ellenberg ist fasziniert von der Vielfalt alter, längst vergessener Kartoffelsorten. Gelbe Schale und buttriger Geschmack, rosa Schale und Fleisch mit würzigem Geschmack, schwarze Schale und cremiger Geschmack: Kartoffel-Raritäten wie “Ackersegen“, “Rosa Tannenzapfen” oder “Schwarze Ungarin” baut er an und verkauft sie an eine wachsende Abnehmerschaft.

Rund 5.000 Sorten waren längst in die Genbank in der Nähe von Rostock*) verbannt, als Ellenberg in den 90er-Jahren begann, wieder traditionelle Formen und Geschmacksrichtungen auf den Tisch zu bringen. Inzwischen zieht der Landwirt auf seinen Äckern etwa 100 historische Sorten, darunter auch eigene Züchtungen. “Ich wollte wissen, wie alte Sorten, die früher auch ohne Kunstdünger gediehen, auf Bio-Böden wachsen. Nicht alle waren gut, ein Teil aber viel besser, interessanter und vielfältiger im Geschmack als das, was es heute gibt.” Der Kartoffelbauer nennt Nuancen wie cremig, nussig und buttrig. “Es ist wie beim Wein: Jeder muss seine Sorte selber finden.” Und nicht jede Sorte eignet sich für jedes Rezept.

Auf dem Wochenmarkt bieten wir folgende Sorten zum Pflanzen an:

SorteKocheigenschaftErntezeitFarbenHerkunft
AnnabelleFestSehr frühHell/gelbNL 2002
HeiderotFestMittelspätRötlich/rotD 2017
LauraVorwiegend festMittelfrühRosa/gelbD 1998
LindaFestMittelfrühHell/gelbD 1974
NemoMehligMittelfrühRosa gefleckt/gelbNL 2019
NicolaFestMittelfrühHell/gelbD 1973
PuikulaVorwiegend festMittelspätHell/gelbFinnland 1953
Purple RainfestmittelfrühLila/liaNL 2019

Es gibt zwar Kartoffeln, die in den Anden auf bis zu 4000m Höhe gedeihen. Solche sind aber hier nicht dabei. Damit sie zügig wachsen, sollte man die Knollen im April nur vorkeimen und erst im Mai ins Freie pflanzen. Ihre Kartoffeln keimen ohnehin? Wenn sie die Knollen aber in ein Kästchen mit Erde legen und in einen nicht geheizten, aber frostfreien Raum stellen, dann bilden die Kartoffeln an den Keimen schnell Wurzeln. Ihre Pflanzung bekommt dann im Freien einen guten Vorsprung.

Zu große Knollen werden halbiert (gedrittelt) und auf die Schale gelegt, damit die Schnittfläche abtrocknen kann (Foto Renell)



Vor allem für neue Gärten: Wussten Sie, dass Kartoffeln eine gute Vorkultur für Beete sind, die man neu anlegen will? Sie lockern den Boden und unterdrücken das Unkraut. Man kann sogar einige Wochen lang Pappe auf die Fläche legen, später etwas Erde darauf und die Kartoffeln hinein legen. Dann muss man nur noch etwas Material finden, um sie zu bedecken. Wenn man noch keinen Kompost hat, wird der Ertrag nicht so groß, aber die Kartoffelpflanzen haben Ihnen viel Arbeit abgenommen. Wir waren sogar erfolgreich als wir mangels anderer kompostierbarer Masse reichlich abgeschnittene Kirschlorbeerzweige unter die Pappe gelegt hatten.

Alle Knollen stammen aus dem Betrieb von Ellenberg – siehe Ellenbergs.Kartoffelvielfalt

Text und Foto: ndr.de/ratgeber/kochen/warenkunde/AlteKartoffelsorten


*) Groß Lüsewitz ist eine Außenstelle der Genbank Gatersleben Erlesene Kartoffeln.de (das ist eine Webseite des Anbieters Tartuffli)

Ist das Kunst oder muss das weg?

Links “Henry Moore” oder Natur-Stelen; der rechte Stamm wurde von “Zeynep” abgeräumt

Die Frage “Ist das Kunst oder kann das weg?” wird üblicherweise im Haushalt gestellt. Ich übertrage sie mal auf unseren Garten. Wir haben dort eine Plastik von Henry Moore. Natürlich können wir uns keinen echten leisten. (Bronzeplastiken werden auf dem Kunstmarkt für etwa 4Millionen € gehandelt) Aber was Vögel, vor allem die Spechtartigen, und Insekten an den abgestorbenen Stämmen von Eberesche und Weide geschaffen haben, kommt den Werken des Künstlers doch schon sehr nahe. wiki/Henry_Moore. Als ich kürzlich am Hang am Weg nach Rodheim arbeitete, zeigte eine Passantin auf die Stämme und sagte, die müssten abgesägt werden. Auf meine Erklärung, welche Bedeutung Totholz für die Tiere habe, ging sie nicht ein, wiederholte nur ihr Ansinnen. Nun, offenbar sind Stürme die Sauberfrauen von Mutter Natur, jedenfalls wurde der längste Stamm vom “Zeynep” umgelegt. Jetzt dient er zersägt als Brennholz bzw. neue Beetumrandung. Die Vögel suchen sich eine andere Spitze zum Anlanden aus, und der Kleiber findet noch genügend andere Bäume in unserem Garten.*)

Warum Totholz so wichtig ist, dass wir es stehen lassen, will ich mit dem Auszug aus einem NaBU-Artikel begründen:

Es lebe das Totholz

Unterschlupf und Wohnraum für Insekten

Totholz zählt zu den lebendigsten Lebensräumen unserer Natur. Viele Insekten, die auch in unseren Gärten vorkommen, profitieren davon. Lassen Sie Raum für alte Baumstämme, Totholzhecken, Stängel oder Laubhaufen!
Viele wissen es nicht und es klingt paradox, doch Totholz zählt zu den lebendigsten Lebensräumen unserer Natur. Viele Insekten, die auch in unseren Gärten vorkommen, profitieren davon, ob als Nahrung, Versteck oder Baumaterial. Arten wie die Gewöhnliche Löcherbiene, die Blauschwarze Holzbiene die gemeine Goldwespe, der Goldrosenkäfer oder der Gemeine Widderbock sind vom Totholz abhängig oder können darauf nur schlecht verzichten.

*) mit einem Foto vom Kleiber, der in unserem Garten in mehreren Exemplaren zu Hause ist, illustrierte der Gießener Anzeiger am 1. März den sehr lesenswerten Artikel von Götz Eisenberg “Das Kettensägen-Massaker”

Vorne der Kleiber (Spechtartige), hinten ein Dompfaff

Eines meiner Lieblingsbücher als Kind war der Roman des Natur-Autors Hans Wilhelm Smolik (wiki/Hans-Wilhelm_Smolik) “Rauschebart und Knorzel”. Er erzählt das Leben einer Eiche vom ersten Sprießen bis zum Absterben nach vielen Jahrhunderten. Aber danach war Rauschebart nicht wirklich tot, sondern lebte als Knorzel weiter. Knorzel war Rauschebarts Wurzel und beherbergte ganz viel neues, anderes Leben – und irgendwann auch wieder eine junge Eiche. Immer noch sehr lesenswert!

Fotos Renell

Bäume pflanzen mit Zuschuss des Kreises Gießen

Möchten Sie eine Eiche im (Vor)Garten?

Die Toteneiche in Fellingshausen, ein Naturdenkmal

Der Landkreis Gießen bezuschusst das Pflanzen einheimischer Baumarten Klimaschutz-lkgi.de und zwar gibt es 50% des Kaufpreises erstattet, aber maximal 100€. Außerdem müssen Sie in Vorleistung treten, denn dem Antrag soll je ein Foto des Gartenteiles vor und nach erfolgter Pflanzung hinzu gefügt werden. Als ich den Artikel schrieb, war über den obigen Link auch eine Liste von empfohlenen Bäumen zu finden. Ich habe sie auszugsweise unten eingefügt. Wenn Sie interessiert sind, so nehmen Sie Kontakt auf zu Sonja Cordt vom Klimaschutz-Team des Landkreises: telefonisch unter 0641 9390-1772 oder per E-Mail an klimaschutz@lkgi.de.

Was mir an der Liste missfiel: Die aufgeführten Arten waren nicht danach ausgewählt, wie groß der Garten ist. Wenn die Fläche, die Sie zur Verfügung haben, sehr groß ist (über 1000m²) und Sie eh keine Gartenarbeit mögen, dann können Sie auch Eichen, Berg- und Spitzahorn pflanzen. Die werden im Laufe der Jahrzehnte so breit, dass darunter nur noch wenig zu tun bleibt. Einen Kletterbaum erhalten Sie aber eher für Ihre Enkel als für Ihre Kinder. Einige der Arten haben außerdem so einige Besonderheiten, was man vorm Kauf wissen sollte.
So schön zum Beispiel Birken*) sind, alle sind Flachwurzler, die auf der Suche nach Nahrung und Wasser regelmäßig ihre Wurzeln in andere Beete stecken und die Gärtnerin/den Gärtner damit zur Verzweiflung bringen können.

Für die immer kleiner werdenden Gärten empfehle ich nach eigenen Beobachtungen und Erfahrungen die folgenden Arten:

Erklärung: 12m/10 bedeutet Höhe bis 12m, Breite bis 10m

Meine Top-Five sind: Mehlbeere, Eberesche, Wildapfel und Hainbuche, Weidenblättrige Birne.
*1) Statt des Wildapfels würde ich Sorten der Zieräpfel bevorzugen (stammen von den asiatischen Vorfahren- jede Baumschule kann beraten). Lockerer Wuchs, der in jedes Beet passt, schöne Blüten, Fruchtfarben, Herbstfärbung und essbar.

Die Mehlbeere mit flaumigen Blättern und schönen Früchten

*2) Bei der Vogelkirsche, wie sie an unseren Waldrändern wächst, ist die Frucht Glückssache. Wir hatten schon extrem bittere. Auch die veredelten Kirschen sind Sorten von Prunus avium. Dabei kann man auch klein bleibende Bäume kaufen. Für die Tierarten sind sie ebenso verlockend wie die reine Art, die für einen kleinen Garten zu groß wird.

Vogelkirsche am Weg Fellingshausen – Rodheim

*3) Die Wildbirne ist kaum noch von den Sorten zu unterscheiden, weshalb ich eine Kultursorte bevorzugen würde – z.B. Conference, die ohne Befruchterbaum auskommt. Für Leute, die gerne einen Olivenbaum im Garten hätten, empfehle ich die Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia). Sie stammt auch aus Europa, ist absolut frostfest und bietet das gleiche Flirren wie die Blätter der Olive. Die Früchte sind eher adstringierend.

*4) Warum gerade die Bruchweide? Wir haben keine Moore im Landkreis Gießen. Und für Gewässerränder gibt es andere klein bleibende Arten, z.B. die Rosmarinweide (Salix rosmarinifolia), die Kalk mag oder die Korbweide (Salix viminalis), die es in verschiedenen Rindenfarben gibt, nur 3-8m hoch wird und mit deren Zweigen man gut gestalten kann. Man schätzt die Weiden auf 3-400 Arten, die meisten sind Europäer.

*5) Ein Wort zur Hainbuche. Eigentlich wird auch sie zu groß. Aber sie ist so gut schnittverträglich (Heckenpflanze), dass Sie die Form Ihren Gartenbedingungen anpassen können. Baum oder Großstrauch sollte er aber bleiben.

*6) Die Esskastanie wird eigentlich viel zu groß. Ich habe auf Sizilien den “Castagno dei cento cavalli” gesehen, unter dessen Krone tatsächlich 100 Reiter Platz haben (Erstbeschreibung 1636, Unter-Schutz-Stellung 1745). Sein Alter wird auf 2-4000 Jahre geschätzt; und schon im 18. Jahrhundert soll er einen Umfang von 57m gehabt haben. Aber der Baum wächst so langsam, dass Sie seine Größe frühestens in 30-40 Jahren merken.
Man kann die Esskastanie auch in einem – sehr großen – Kübel pflanzen, sollte aber etwas Winterschutz vorsehen. Die Esskastanie wird vom Wind bestäubt. Wenn es in Ihrer Umgebung keine anderen Bäume gibt, brauchen Sie eine zweite Esskastanie als Bestäuber.

Die Esskastanie auf Sizilien, 18. Jahrhundert

Hinweis: Meine Empfehlungen sind zum Teil nicht zuschussfähig, da sie in der Liste des Landkreises fehlen.

Nachtrag am 24. Februar 2022: Heute las ich in der Laborpraxis, dass die Birke (Betula pendula) in der Lage ist, Mikroplastik über ihre Wurzeln aus dem Boden zu binden. Laborpraxis Birken als Bodenreiniger für Mikroplastik

Kastanienbaum_der_hundert_Pferde
flora-toskana.Esskastanie-Edelkastanie.html

Fotos: Winfried Senger, Eveline Renell, wikipedia, “100 Pferde”


Das Moor auf unserem Dach

Pflegeleicht, versiegelte Fläche, CO²-Bindung;
Im Januar ist Zeit zur Gartenplanung

Die Fichte kam als Samen angeflogen, irgendwann wird sie zu groß

Anlass dieses Erfahrungsberichtes ist der Artikel im Gießener Anzeiger vom 27. Januar 2022
“Millionen für die Rückkehr der Moore”
……..”Global gesehen sind Moore die wichtigsten Kohlenstoffspeicher, da kommen Wälder nicht hinterher”, sagt der Moorexperte der Umweltorganisation NaBU, Tom Kirschey

Viele Hausbesitzer, die mit dem Haus ungewollt zu einem Garten gekommen sind, wünschen sich vor allem eines: Pflegeleicht muss er sein! Dazu wurden – auch in Biebertal, schon eine Vielzahl von Flächen vorm und um das Haus herum versiegelt bzw. mit grauem oder schwarzem Schotter befüllt. Nach einigen Jahren wächst dennoch Unkraut. Aber es lässt sich schwerer beseitigen als im Garten mit normalem Boden. Dafür hat man dann Tausende von €uro ausgegeben! Wer den versiegelten Garten inzwischen bereut, hat mit der Anlage eines kleinen Moores eine prima Alternative.

Wie kamen wir zu unserem Moor? Als Kind haben wir beide in Norddeutschland gewohnt, wo es damals noch viele Moore gab. Winfried musste 1976 sein Haus mit Flachdach bauen. Mittlerweile war es zum Teil undicht und musste saniert werden. Ich hatte einige Jahre zuvor in Holland einen Wettbewerb von Gartenbau-Architekten gesehen, bei dem die Mini-Gärten auf Torfziegeln gebaut waren. Im nördlichen Niedersachsen fuhren wir an noch arbeitenden Torfwerken vorbei und fragten spontan nach Torfsoden. Die mussten wir uns aus dem – für den Gartenbau – geschredderten Torfmull heraussuchen. Mit zwei großen Kartons voll fuhren wir wieder heim. Einige Zeit später war die erste Fläche des Daches dicht, und der Moor-Aufbau konnte beginnen (2012).

Im ersten Herbst nach der Anlage
Zwischen den Soden sind freie Wassrflächen

Baumaßnahmen: 1. Das Dach wurde mit Dachpappe, Teer und darüber Dachfolie abgedichtet und ein 15cm hoher Rand aufgebaut. 2. Auf der Fläche wurden die Torfsoden so verteilt, dass Ränder und freie Flächen entstehen. 3. In die Freiflächen zwischen den Torfsoden wurden Pflanzen eingefügt. 4. Eine stetige Bewässerung erfolgt durch Verbindung mit einem Regenwasserbassin. Der Automat ist in dem hohlen Korkstamm versteckt (Zufallsfindling in der Provence)

Ausgewählte Pflanzen: Vor allem musste ich Wollgräser pflanzen, weil mein Mann der Ansicht war, ich hätte seine am Teich herausgerissen. In Wirklichkeit sind sie eingegangen, weil es dort inzwischen zu schattig war. Dann kam die von mir sehr geliebte Glockenheide hinzu und etwas Heidekraut, das richtig blüht. Beides bekommt man nur in Fachgärtnereien. Außerdem pflanzte ich einen Gagelstrauch.

2. Jahr Sommer: Preiselbeere und Scheidiges Wollgras
3. Jahr Herbst Im Hintergrund rot die seltene Sumpfrose, vorne guckt die Salweide heraus.


Pflegemaßnahmen: Im Jahr nach der Anlage keimten unzählige Birken auf den Torfsoden. Ich habe auf den knapp 4m² an die 300 Stück herausgezogen. Im 2. Jahr waren es bedeutend weniger, danach kamen sie nur ganz vereinzelt. Eine Weide hat sich angesiedelt, und ich ließ sie stehen. Da es sich um einen Großbaum (Salweide, Salix caprea) handelt, muss sie jährlich rigoros zurück geschnitten werden – wie Buchsbaumkugeln. Schon im 4. Jahr musste ich dem Gagelstrauch (Myrica gale) zu Leibe rücken. So schön er ist und wieviel Lebensraum er auch für diverse Insekten bietet: Auf so eine kleine Fläche gehört er nicht. Die Heidekräuter bekommen im Mai einen Kurzhaarschnitt.

Pflanzenentwicklung: Alle Arten von Heidekräutern (Calluna vulgaris, Erica tetralix) entwickelten sich prächtig. Die Walisische Heide (Daboecia cantabrica), die es im Herbst zu kaufen gibt, hat sich in weiß und rot üppig ausgesät. Ab dem 3. Jahr keimten auch Farne und Moose, die unbedingt in ein Moor gehören. Die Sumpfrose kaufte ich im Palmengarten 2015. Bis dahin wusste ich nichts von ihrer Existenz: Anfangs befürchtete ich, das Schmalblättrige Wollgras (Eryophorum angustifolium) würde die ganze Fläche übernehmen. Aber eines Tages (um 2018) waren alle drei Wollgrasarten verschwunden. Inzwischen sieht man kaum noch Torfsoden, die Fläche ist ziemlich mit Heidekräutern zugewachsen, wie es auch in der Natur sehr verbreitet ist.

Sumpfrose (Rosa palustris), Blüte Juni mit leichter Nachblüte bis Herbst

Und jetzt gehe ich mal ganz kurz weg von unserem Moor. Es gibt auch wunderschöne Exoten für diesen Lebensraum. Bei den abgebildeten Beispielen handelt es sich um Insekten fressende Pflanzen.

Kannenpflanzen, hier Sarracenia flava
Sarracenia pourpurea mit Blütenständen

Und zehn Jahre nach der Anlage? Wir haben soviel Freude an dem kleinen Moor, dass wir die Fläche unbedingt erweitern möchten. Man braucht nur 1-2cm Wasserstand aus Regenwasser, und die Fläche muss in der Sonne liegen.

Quellen: wikipedia.org/wiki/Gagelstrauch;
Einkauf: Erichmaier.de/insektivoren.html
Fotos: Eveline Renell

Was hat eine Hyazinthenzwiebel mit Goldfinger zu tun?

Sicher kennen Sie den Bond-Film “Goldfinger” von 1965.
Die Hauptdarstellerin Jill wird komplett mit Goldfarbe angemalt, was zu ihrem Erstickungstod führt, denn die Farbe verhindert die Atmung der Haut. So geht es auch den in Wachs getauchten Amaryllis (Ritterstern), die man seit einigen Jahren kaufen kann. Das Wachs verhindert die Atmung der Zwiebel und die Wasseraufnahme.
Offenbar werden inzwischen auch andere Blumenzwiebeln so vermarktet, wie man an der Hyazinthenzwiebel sieht, die ich kürzlich geschenkt bekam. Das ist ein riesiger Unsinn und Missachtung des Lebewesens Pflanze. Aber es gab ja auch mal eine Zeit, in der Frauen in der katholischen Kirche nicht als Menschen galten und Afrikaner wie wilde Tiere im Zoo ausgestellt wurden (letzteres ist gerade mal ein Jahrhundert her). Die genannten Blumenzwiebeln legen zwar die Blüten schon vor ihrer Ruhephase an, aber damit sie sie später schön ausbilden können, brauchen sie Luft und müssen Wasser einlagern. Wie Sie aber selbst sehen, hat die Hyazinthe gar keine Wurzeln, mit denen sie trinken kann.

Ich werde jetzt mal versuchen, ob ich die Zwiebel retten kann, wenn ich die Wachsschicht entferne. Normalerweise pflanze ich abgeblühte Hyazinthen im Frühling in den Garten. Amaryllis sollten Sie nach der Blüte*) auspellen und in Erde pflanzen. ab dem Frühling wird sie gegossen und gedüngt, und im Herbst schickt man sie in ihre Ruhezeit. Leider hält sich sogar unter Floristen die Meinung, dass man Amaryllis nach der Blüte einfach auf den Schrank legen und bis zum nächsten Winter vergessen kann. Woher bitte sollen sie denn die Energie nehmen, um eine so große Blüte auszubilden? Als Pflanze muss auch die Amaryllis ordentlich Photosynthese betreiben!

*) Bei Amaryllis funktioniert es mit der Blüte, weil die Zwiebel größer ist. Aber der Stängel ist meistens sehr kurz und eine Neubildung von Blüten für den nächsten Winter lässt sich nur durchführen, wenn die Pflanze optimal versorgt wird. Wachsumschließung von Blumenzwiebeln verhindert das.

Tomaten, Gurken und die Eisheiligen

Freizeit: Drei frostige Herren mit Dame | Augsburger Allgemeine
Drei Eisheilige, Quelle Augsburger Allgemeine

Die drei Eisheiligen (Bild oben) sind christliche Märtyrer bzw. Bischöfe aus dem 4. und 5. Jahrhundert. In Norddeutschland zählt man Mamertus hinzu, in Süddeutschland Sophie, Auch die beiden waren Märtyrer. Die unten genannten Daten sind ihre Namenstage.

Bauernregeln zu den Eisheiligen:

11 Mai: Mamerz hat ein kaltes Herz.
12. Mai: Wenns an Pankratius friert, so wird im Garten viel ruiniert.
13. Mai: Servaz muss vorüber sein, willst vor Nachtfrost sicher sein.
14. Mai: Vor Bonifaz kein Sommer, nach Sophie kein Frost.
15. Mai: Vor Nachfrost du nicht sicher bist – bis Sophie vorüber ist.

Quelle: Landratsamt Altötting

Die Klimastatistik zeigt Mitte Mai höchstens zwei Eistage an, das ist aber sehr davon abhängig, wo man wohnt. Die Tabelle unten gilt für Gießen

 JanuarFebruarMärzAprilMaiJuniJuliAugustSeptemberOktoberNovemberDezember
ø. Temperatur (°C)1.31.85.19.413.516.918.818.414.610.15.52.2
Min. Temperatur (°C)-0.9-1.114.38.6121413.710.56.83.10
Max. Temperatur (°C)3.64.99.11417.821.223.122.718.813.684.3
Niederschlag (mm)625155526467726561586372
Luftfeuchtigkeit(%)84%81%76%70%70%68%68%69%75%81%87%86%
Regentage (Tg.)9898889878910
Sonnenstd. (Std.)2.63.85.58.49.310.410.69.56.74.42.82.4
https://de.climate-data.org/europa/deutschland/hessen/giessen-151/
April 2004 01
Erfrorene Tomatenpflanze Foto Internet

In den letzten Jahren wurde es immer wärmer, so dass manche Leute glaubten, die Eisheiligen könnten wir vergessen. Dieses Jahr hat uns eines Besseren belehrt. Durch die lange Kälteperiode im April ist der Boden für unsere Exoten noch immer zu kalt. Wieso Exoten? Tomaten, Bohnen, Kürbisse Auberginen, Paprika und viele Zierpflanzen wie z.B. die Petunie, Tagetes, Dahlie stammen aus Mittelamerika, die Heimat der Gurken ist Indien, und diese Länder liegen bekanntlich in den Tropen (alles vom Äquator bis zum 23,5. Breitengrad, ab dem 24. sind es die Subtropen). Außer in den richtigen Wüsten fällt die Temperatur nie unter den Gefrierpunkt. Für diese Pflanzen ist es gut, wenn sie erst dann ins Freie gepflanzt werden, wenn die Bodentemperatur mindestens +10° C beträgt. Um den Frühlingsrückstand aufzuheben, kann man das Beet, in das gepflanzt werden soll, vorher einige Tage mit schwarzer Folie belegen, dann erwärmt sich der Boden bei jeder Sonneneinstrahlung. Gurken und Kürbis möchten 18-22° Tagestemperatur haben, damit sie erfolgreich gedeihen, nachts sollte es nicht kälter als +12° sein. Das ist erst Ende Mai der Fall, daher werden diese beiden Kulturen später als Tomaten und Co ins Freie gepflanzt.